Freude ist eines der beängstigendsten Gefühle

Oft denken wir, dass Angst oder Trauer die schwierigsten Emotionen sind, aber manchmal kann Freude noch schwieriger zu erleben sein. Lange Zeit hatte ich Schwierigkeiten, Freude wirklich zu fühlen – und ja, daran arbeite ich immer noch. Wenn sie sich zeigte, klammerte ich mich fest daran, aus Angst, sie könnte gleich wieder verschwinden. Ich war ständig auf der Hut, immer bereit, dass etwas Schlimmes passieren könnte. Nach dem Tod meiner Mutter wurde dieses Gefühl noch stärker. Freude fühlte sich zu zerbrechlich an, zu riskant, um ihr zu vertrauen.

Ich sehe diesen inneren Kampf auch bei anderen. In einer Coaching-Sitzung erzählte mir eine Klientin, wie schwer es ihr fiel, ihr Leben zu genießen, wenn sie daran dachte, dass so viele Menschen auf der Welt leiden. Sie fühlte sich schuldig und fragte sich, wie sie glücklich sein könne, während andere solch großes Leid durchmachen. Dieses Gefühl, dass wir uns Freude nicht verdienen, begleitet viele von uns, oft ohne dass wir es wirklich bemerken.

Brené Brown nennt das „unheilvolle Freude.“ Es ist jener Moment, in dem wir Freude empfinden, uns aber sofort Sorgen machen, dass sie nicht von Dauer sein wird. Sie sagt: „Wenn wir unsere Toleranz für Verletzlichkeit verlieren, wird Freude unheilvoll. Wir haben Angst, uns auf sie einzulassen, weil sie verschwinden könnte.“

Keine Sicherheit für Nichts

Die Wahrheit ist, es gibt kein Sicherheitsnetz im Leben. Zu versuchen, uns durch das Vermeiden von Freude zu schützen, bewahrt uns nicht vor zukünftigem Schmerz. Wir können uns dem Verlust nicht entziehen, indem wir keine Freude empfinden – dennoch versuchen viele von uns genau das. Es ist, als könnten wir uns durch das Zurückhalten von Freude irgendwie vor den unvermeidlichen Verlusten und Enttäuschungen des Lebens schützen.

Doch wie Brené Brown so treffend sagt: „Wir können Gefühle nicht selektiv betäuben. Wenn wir die schmerzhaften Emotionen betäuben, betäuben wir auch die positiven.“ Das bedeutet, dass wir, indem wir uns vor Freude schützen, auch Liebe, Verbundenheit und Erfüllung auf Abstand halten.

Die Angst, die Freude zu verlieren, hält uns in einem Zustand des ständigen Wartens gefangen – warten darauf, dass etwas schiefläuft, warten darauf, dass etwas Schlechtes passiert. Und in diesem Warten verpassen wir genau die Momente, die uns den größten Frieden und die tiefste Erfüllung schenken könnten.

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Freude annehmen angesichts der Verletzlichkeit

Freude anzunehmen bedeutet nicht, so zu tun, als wäre das Leben perfekt oder als gäbe es kein Leid. Es geht darum zu verstehen, dass Freude und Schwierigkeiten nebeneinander existieren können. Wir müssen die Herausforderungen des Lebens nicht leugnen, um dankbar für das Gute zu sein, das wir haben.

In meiner Arbeit als Coach sehe ich oft, wie Menschen sich zurückhalten, Freude zu empfinden, weil sie sich schuldig fühlen. Sie glauben, dass sie das Leid anderer oder die Probleme in der Welt verraten, wenn sie glücklich sind. Doch die Wahrheit ist, sich selbst Freude zu verweigern, nützt niemandem. Es hilft nicht denjenigen, die leiden, und es macht einen selbst nicht mitfühlender.

Sich selbst zu erlauben, Freude zu empfinden, selbst in einer Welt voller Schwierigkeiten, ist ein Akt des Mutes. Es bedeutet nicht, den Schmerz zu ignorieren, sondern anzuerkennen, dass das Leben komplex ist und dass Freude Teil dieser Komplexität ist.

Welche Freude hältst du zurück? Und warum?

Ich habe erkannt, dass mein Zögern gegenüber der Freude von Angst herrührte – der Angst, dass etwas Gutes genommen werden könnte. Doch im Laufe der Zeit habe ich gelernt, dass Freude nichts ist, das wir schützen oder bewachen müssen. Sie ist etwas, das wir voll und ganz leben sollten, mit all ihrer Verletzlichkeit.

Ja, das Leben ist voller Herausforderungen, und wir alle erleben schwere Zeiten. Doch Freude zu vermeiden, macht uns nicht sicherer – es hindert uns nur daran, wirklich zu leben. Der einzige Weg, das Leben in seiner Fülle zu erfahren, ist, die Freude zuzulassen, wenn sie kommt, auch wenn es sich riskant oder beängstigend anfühlt. Freude anzunehmen macht uns gegenwärtiger, mitfühlender und stärker.

Lass also die Freude herein, auch wenn sie Angst macht. Es ist einer der radikalsten Akte der Präsenz, den wir uns selbst schenken können.

7 Simple Tools to Embrace Joy in Everyday Life

1. Dankbarkeitspraxis

Warum es funktioniert: Dankbarkeit lenkt den Fokus auf die positiven Momente im Leben, was es leichter macht, Freude zu erleben und zu schätzen.
So geht’s: Schreibe jeden Tag drei Dinge auf, für die du dankbar bist. Sie können klein oder groß sein – etwa eine warme Tasse Kaffee oder ein bedeutsames Gespräch.
Tipp: Führe ein Dankbarkeitsjournal, um die kleinen Freuden zu verfolgen, die oft unbemerkt bleiben.

2. Achtsamkeitsmeditation

Warum es funktioniert: Achtsamkeit hält dich im Hier und Jetzt und reduziert Ängste über die Zukunft oder Vergangenheit, sodass du Freude im Moment voll erleben kannst.
So geht’s: Nimm dir jeden Tag 5-10 Minuten Zeit, um still zu sitzen und dich auf deinen Atem zu konzentrieren. Beobachte, wie du dich fühlst, ohne zu urteilen.
Tipp: Verwende Apps wie Headspace oder Insight Timer, wenn du neu in der Meditation bist.

3. Kleine Momente genießen

Warum es funktioniert: Das bewusste Genießen verlängert und vertieft positive Erlebnisse.
So geht’s: Wenn etwas Freudvolles passiert – sei es ein gutes Essen, ein Gespräch oder ein Spaziergang – halte inne und atme tief durch. Fokussiere dich auf das Gefühl und nimm den Moment ganz bewusst auf.
Tipp: Denke vor dem Schlafengehen über diese Momente nach, um das Gefühl der Freude zu verstärken.

4. Perfektionismus loslassen

Warum es funktioniert: Der Drang nach Perfektion kann Freude blockieren, weil er uns in einem Zustand des „Nicht-genug-Seins“ festhält.
So geht’s: Akzeptiere, dass die Dinge nicht perfekt sein müssen, damit du sie genießen kannst. Wenn du dich dabei ertappst, zu kritisch oder perfektionistisch zu sein, halte inne und frage dich: „Kann ich das so sein lassen?“
Tipp: Feiere kleine Erfolge und Fortschritte, anstatt auf perfekte Ergebnisse zu warten.

5. Verbindungen zu geliebten Menschen

Warum es funktioniert: Freude wird oft intensiver, wenn sie mit anderen geteilt wird.
So geht’s: Verbringe Qualitätszeit mit Freunden und Familie. Sei in diesen Momenten präsent und drücke aus, wie viel sie dir bedeuten.
Tipp: Übe „freudige Verletzlichkeit“, indem du deine Freude offen mit anderen teilst.

6. Freude-Rituale schaffen

Warum es funktioniert: Regelmäßige Gewohnheiten können Freude fördern, da sie dir etwas zum Freuen geben.
So geht’s: Baue kleine Aktivitäten, die dir Freude bringen, in deine tägliche oder wöchentliche Routine ein, wie das Hören deiner Lieblingsmusik, ein Spaziergang in der Natur oder das Kochen einer besonderen Mahlzeit.
Tipp: Mache diese Rituale bewusst und nimm dir Zeit, sie ohne Ablenkung wirklich zu genießen.

7. Selbstmitgefühl

Warum es funktioniert: Freundlich zu dir selbst zu sein erlaubt es dir, Freude zu empfinden, besonders wenn du dich versucht fühlst, Schuld oder Scham zu fühlen.
So geht’s: Übe Selbstmitgefühl, indem du dich selbst so freundlich behandelst, wie du es bei einem Freund tun würdest, wenn es schwierig wird. Erkenne an, dass es in Ordnung ist, Freude zu fühlen, auch wenn das Leben nicht perfekt ist.
Tipp: Nutze Affirmationen wie „Ich verdiene Freude und Frieden in meinem Leben“, um deine Einstellung zu verändern.

Durch die Einbindung dieser Werkzeuge kannst du allmählich einen freudvolleren und präsenteren Lebensstil entwickeln – selbst in herausfordernden Zeiten.

Booktipp

Daring Greatly by Brené Brown

In Daring Greatly betont Brené Brown die Bedeutung von Verletzlichkeit als Quelle von Mut und Verbindung. Sie argumentiert, dass das Annehmen unserer Verletzlichkeit zu mehr Authentizität und Erfüllung führen kann. Brown ermutigt die Leser, Perfektionismus und die Angst vor Urteilen loszulassen und stattdessen eine ganzheitliche Lebensweise anzunehmen, in der wir uns voll und ganz auf unsere Erfahrungen einlassen – sowohl die freudigen als auch die schmerzhaften.